#LÜTZERATHBLEIBT
Du hast sicherlich schon vom rheinischen Braunkohlerevier oder dem Tagebau Garzweiler 2 gehört. Wenn nicht, kein Problem. Kurz gesagt handelt es sich hierbei um eines der größten Umweltverschmutzer Deutschlands, das aktuell Lebensräume und menschliche Existenzen zerstört.
Jetzt kommt ein ziemliches Brett, schnapp dir´n Eis und mach‘s dir bequem:
Was passiert aktuell genau in Lützerath?
Am Rande vom Tagebaugebiet Garzweiler 2 liegen einige Dörfer, die aktuell die Braunkohlebagger noch von der Braunkohle trennen, am nächsten liegt Lützerath. Der Energieversorgungskonzern RWE möchte das Dorf abbuddeln und verschwinden lassen, um an die Kohle zu kommen. In Lützerath finden sich deshalb gerade viele Klimaaktivist:innen ein, um das Dorf zu verteidigen. Und auch in den nächsten Wochen wird Lützerath dafür richtungsweisend sein, ob Klimagerechtigkeit in Deutschland auch politisch gelebt wird.
Eckhard hält die Stellung!
In Lützerath wohnt aktuell nur noch eine einzige Person: Eckhard Heukamp. Er lebt in der vierten Generation in dem Dorf, ist Landwirt und er möchte, dass das so bleibt. Aktuell ist der Prozess im Gange ihn zu enteignen um seinen Hof und sein Land, ganz Lützerath sowie die umliegenden Dörfer Keyenberg, Beverath, Kuckum, Ober- und Unterwestrich für den Braunkohleabbau abzureißen. Jetzt sagt ihr: „whaaaat für sowas rückständiges wie Braunkohleabbau werden Menschen heute – 2021 - noch enteignet?“ Doch genau das passiert - jetzt gerade - während einige von euch vielleicht schon auf Milchprodukte und Flugreisen verzichten. Und die Bundesregierung und die Regierung NRW’s will auch daran festhalten …bis 2038 – obwohl das nicht mit dem 1,5°C Ziel vom Pariser Klimaabkommen vereinbar ist.
Durch Lützerath verläuft die 1,5°C-Grenze
Denn unter Lützerath ist eines der größten Vorkommen an Braunkohle im potenziellen Abbaugebiet und damit gesteigertes Interesse dieses Dorf dem Erdboden gleichzumachen. Wie ihr dem Bericht von DIW und Alle Dörfer Bleiben entnehmen könnt, ist es aus Klimasicht nicht nur unsinning sondern völlig indiskutabel, diese Kohle zu nutzen, weil sie Emissionen freisetzen würde, die die 1,5°C Grenze der Region mächtig überschreitet. Wenn also das Pariser Klimaabkommen unserer Regierung wirklich am Herzen liegt, sollte schnellstmöglich der Braunkohlebagger in einen Abenteuerspielplatz umgewandelt werden.
NRW-Regierung ist parteiisch
Während die letzten zwei Absätze nur unsere naiven Wünsche und Fakten widerspiegeln, dürfen wir nicht vergessen, dass die Regierung leider schon sehr lange im Sinne der Kohleverstromung handelt. Greenpeace hat aufgedeckt, dass Armin Laschet (ehemaliger NRW-Bundesminister der CDU) sich mehrfach mit der RWE Konzernführung getroffen hat und dort möglicherweise unter anderem den Beschluss gefällt hat, die oben genannten Dörfer dem Kohlebagger zu überlassen, OBWOHL es einen Bericht des Wirtschaftsministeriums gegeben hätte, der deutlich macht, dass in der Region sogar genügend Kohle zum abbaggern gewesen wäre OHNE die Dörfer platt zu machen. Dieser Bericht wurde aber EIN JAHR lang unter Verschluss gehalten – böse Stimmen sagen aus Lobbyinteressen. Auch an anderer Stelle merkt man, dass die Regierung hier den Abbau der Kohle rigoros verteidigt, sogar entgegen den Gerichte: Laut aktuellem Gerichtsbeschluss war der Grund für die Räumung durch die nordrheinwestphälische Polizei nicht haltbar. Aufgrund von Brandgefahr wurden die Aktivist:innen, die sich hier in die erste Reihe beschützend vor den Hambacher Wald gestellt haben, teilweise mit Gewalt aus dem Wald entfernt. Der Räumungsgrund Brandgefahr wurde in dem Beschluss sogar als vorgeschobener Grund der Regierung entlarvt. Aber es gibt aber auch Lichtbli>Frimmersdorf und Neurath zur Stromproduktion eingesetzt. Mehr als 13 % der nordrhein-westfälischen Treibhausgasemissionen gingen lange Jahre auf das Konto von Garzweiler II. Mit der Inbetriebnahme der neuen Blöcke hat dieses Kraftwerk mit einem Ausstoß von bis zu 32 Mio. t CO2 pro Jahr das Kraftwerk Niederaußem als "Klimakiller Nr. 1 in Deutschland" abgelöst. Hier könnt ihr mehr dazu erfahren.
Aber haben wir uns nicht mit dem Klimagesetz darauf geeinigt, dass hohe Emissionen auch hohe Kosten verursachen – wie kann das noch profitabel sein?
Ja, eigentlich schon, aber RWE und andere emissionsstarke Unternehmen waren schnell und haben klug gewirtschaftet. Aktuell müssen CO2-starke Unternehmen ihren Kohlendioxid-Ausstoß über Zertifikate ausgleichen. Das klingt zwar erstmal positiv, dass der Preis für umweltschädliches Verhalten größere Kosten verursachen, nur leider funktioniert das System nicht: Jahrelang dümpelte der Preis für CO2-Zertifikate um die fünf Euro je Tonne. Seit 2018 steigt der CO2-Preis endlich. Lag er im März 2020 bei unter 16 Euro, ist er mittlerweile mit rund 50 Euro je Tonne so hoch wie nie. Endlich, aber RWE hat zu dem Zeitpunkt, als es noch günstige Zertifikate gab sich damit eingedeckt um seine Emissionen über 2030 hinaus schon zu sichern. Und darüber hinaus: RWE hat sich nicht nur so viele Zertifikate gesichert, sie handeln ebenfalls damit. Insofern steht fest, sie können nicht nur weiterhin mit der umweltschädlichen Kohleverstromung ohne finanzielle Verluste fortfahren, sondern sie machen auch noch hohen Gewinne während Sie CO2-Zertifikate an den Markt verkaufen. Sie nutzen also diese politische finanzielle Sanktion um Profit zu erzielen, trotz der katastrophalen Auswirkung für Umwelt, Menschen und unsere gesellschaftliche Moral. Hier könnt ihr mehr dazu lesen.